Betrachten wir Kartenspiele, finden sich meistens uralte verzweigte Wurzeln, vielfache Änderungen und Varianten. So ist über die ursprünglichen Erfinder meist nichts bekannt. Doch bei Whist haben wir immerhin ein paar jahrhundertealte Hinweise!
Whists Spuren führen nach England, wo es im 18. und 19. Jahrhundert besonders populär wurde. Mit seinen einfachen Grundregeln hat es sich bis heute eine große Beliebtheit aufrechterhalten. Außerdem bringt Whist wie die meisten klassischen Kartenspiele zahlreiche Variationen mit, sodass nach Belieben Raum für mehr Taktik gegeben werden kann.
England, 16. Jahrhundert: Wo alles begann
Zu jener Zeit waren in England Kartenspiele mit Namen trump (Trumpf) oder ruff (Halskrause) verbreitet. Beide gehen vermutlich auf ein inzwischen verlorenes italienisches Kartenspiel namens Ronfa zurück.
Aus trump bzw. ruff entstand wiederum eine Spielvariante namens Ruff and Honours oder Slamm, die bis ins 17. und 18. Jahrhundert viel gespielt wurde. In dieser Zeit muss auch Whist als Abwandlung entstanden sein.
Denn die Regelwerke dieser Spiele ähneln sich stark und dazu soll Whist im 18. Jahrhundert enorm an Popularität gewonnen haben.
Kurzer Sprachexkurs: Der Begriff whist bzw. wist bedeutete im 17. Jahrhundert in England so etwas wie ruhig, still, aufmerksam. Daraus entstand das heute noch gebräuchliche englische Wort wistful, welches eher sehnsüchtig und wehmütig bedeutet.
Frühes 18. Jahrhundert: Spiel der Massen
Zurück zum Kartenspiel: Einige erste Erwähnungen und Bewertungen eines Spiels namens Whist sind in der Encyclopædia Britannica von 1911 festgehalten.
Diese Einträge legen nahe, dass Whist im frühen 18. Jahrhundert alles andere als einen schicken Ruf genoss. So nannte es Danies Barrington, ein englischer Anwalt im 18. Jahrhundert, ein Spiel der Diener-Halle.
Weitere Äußerungen dieser Zeit beschreiben Whist außerdem als passend für Jäger und Junker, nicht für feine Damen und die vornehme Welt.
Wie so oft sollte sich das noch ändern.
Im 18. Jahrhundert: Die ersten Regeln
Derselbe Barrington wie zuvor beschrieb, dass eine Gruppe von Gentlemen erstmals Whist nach wissenschaftlichen Prinzipien untersuchte – whistenschaftlich, wenn man so will. Sie formulierten auch Richtlinien und Empfehlungen für ein gutes Spiel basierend auf mathematischen Überlegungen. Dies soll um 1728 in Londons Crown Coffee House in der Bedford Row gewesen sein.
Generell schien sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts reichliches Whistspielen in Londoner Kaffeehäusern der höheren Gesellschaft auszubreiten.
Ein Ergebnis dieses Trends ist ein erstes überliefertes Whist-Regelwerk A Short Treatise on the Game of Whist (Eine kurze Abhandlung über das Spiel von Whist) von 1742. Urheber war Edmond Hoyle, der besonders als Autor von Werken über Regeln und Spielweisen von Kartenspielen im 17. und 18. Jahrhunderts bekannt ist.
In der feinen Gesellschaft angekommen und mit einem niedergeschriebenen Regelwerk ausgestattet, gewann Whist nach und nach an öffentlichem Ansehen.
Weiterentwicklung
Zwischen Hoyles 1742er Treatise und der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden immer wieder Whist-Regelwerke veröffentlicht, welche Spiel-Elemente hinzufügten oder abänderten und wieder zurückänderten.
So kam unter anderem das Benennen der Trumpffarbe dazu und die Variante Short Whist kam auf. Dabei gilt ein Punktlimit von fünf statt zuvor zehn Punkten. Und die Spielweise bis zehn hieß nun Long Whist.
Außerdem erreichte das Spiel zum Beispiel Frankreich, wo natürlich weitere lokale Varianten entstanden. Irgendwann standen sich Verfechter der alten und neuen Whist-Schule gegenüber, während die Varianten weitersprossen. In den USA entstand mittlerweile zum Beispiel Bid Whist.
Bridge und Whist-Flaute
Einige Whist-Varianten wurden so komplex, dass viele Spieler zum Ende des 19. Jahrhunderts dankbar auf das neue und gleichermaßen faszinierende Bridge auswichen.
Dadurch wurde Whist zumindest zeitweise größtenteils verdrängt. Doch durch eifrige Spielrunden sind zahlreiche Whist-Varianten mit noch viel zahlreicheren Namen bis heute erhalten.
Whist heute: Weltweite Vielfalt
Die überlieferte Vielfalt wird heute natürlich munter kategorisiert, um irgendeine Form von Übersicht zu behalten. Durch Namensgebung in verschiedenen Sprachen wird das Ganze noch einmal komplizierter. Aber halten wir uns einmal grob an die Einteilung, die John McLeod vorschlägt. Dieser ist ein Kartenspielforscher aus Großbritannien.
Da gibt es die klassische Whist-Gruppe, in der vier Spieler in festen Partnerschaften um die Stiche spielen. Dabei sitzen sich die Partner am Tisch immer gegenüber.
Davon leitet sich die Boston-Whist-Gruppe ab, in der nicht der Zufall oder die Regeln, sondern die Spieler die Trumpffarbe bestimmen.
Diese Spiele überschneiden sich mit der Auktionswhist-Gruppe. Denn hier kommt vor dem Stichspiel eine Bietphase, in der die Spieler unter anderem um das Recht wetteifern, die Trumpffarbe zu bestimmen. Hier lässt sich neben Bridge auch unser Bid Whist einsortieren.
Außerdem macht John McLeod die Exact Bidding Group auf, also die Gruppe genauer Gebote. Bei solchen Spielen geht es darum, jede Runde genau vorherzusagen, wie viele Stiche oder wie viele Punkte man erspielen wird. Vielleicht kennt ihr das Prinzip ja von den Spielen Oh Hell! oder Wizard.
Zu guter Letzt werden Whistspiele für andere Spielerzahlen als 4 in einer Gruppe zusammengefasst.
Diese Gruppen sind natürlich nicht in Stein gemeißelt und ein Whist-Spiel kann sich in mehreren davon wiederfinden. Zusätzlich kennt natürlich jede Spielrunde etwas andere Regeln als die Nächste. Da kann einem ganz schön der Kopf schwirren!
Whist Online im Whist Palast
Wir denken, dass Whist sich bis heute gehalten hat, weil es kurzweilig und dennoch schön taktisch ist. Außerdem haben Teamspiele einen besonderen Reiz.
Probiere also das weltweit beliebte Bid Whist gern bei uns aus! Und wenn du auch ein paar Varianten kennst oder noch kennen lernen möchtest, kannst du unsere Sonderregeln einsetzen. Wir wünschen dir schon einmal gut Blatt und viel Spaß!